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Gender 2.0

Vorbemerkung

Die Verallgemeinerung von Geschlechtern in allen seinen beobachteten Ausprägungen, die Ausweitung der Generifizierung auf Alle und Alles in der deutschen Sprache findet folgerichtig ihren Fortschritt in der Aufhebung aller gegensätzlich zu verstehenden Begriffe. Diese nächste Stufe der sprachlichen Überwindung von überkommenen Begrifflichkeiten, nennen wir Gender 2.0

Das Problem und seine Lösungen

Die Sprache und ihr Gebrauch haben unzweifelhaft großen Einfluss auf unser Leben und auf das Leben der anderen[1]. In diesem Aufsatz geht es nicht um den vermeintlichen oder unvermeidlichen Einfluss des generischen Maskulinums auf die geistige Gesundheit des Anteils der Menschheit, der der Deutschen Sprache mächtig ist, oder um die korrekte Anrede von Behörden[2]. Dieses Thema ist leidlich diskutiert worden und findet immer wieder seinen Weg zurück in Feuilletons und Landesparlamente. Hier wollen wir eine bislang nicht berücksichtigte Bedrohung der Freiheit aller durch das systemimmanente herrschaftssprachliche Instrumentarium der Präfixe beleuchten.

Wenn wir von „Interessenten“ sprechen, so dürfen die „Desinteressenten“ nicht vergessen werden, wenn „Mensch“ unter Gendergesichtspunkten noch hingenommen werden kann, so trifft das unter Gender 2.0 keinesfalls mehr zu: Der „Unmensch“ wird sich zurecht als ausgeschlossen fühlen. Im Falle von „Mitmensch“ ist die Situation noch eklatanter, denn der „Ohnemensch“ wurde bereits erfolgreich aus der Sprache verdrängt. Da der Ohnemensch augenscheinlich über keine Lobby an den sprachwissenschaftlichen Instituten verfügen, wurde er dem Vergessen, der linguistischen Vernichtung überantwortet[3].

Wem soll Vorrang gegeben werden, dem Individuum oder der Gesellschaft (Dividuum)? Diese Frage hat das Potential das Dividuum, also die Gesellschaft, zu spalten. Das Individuum ist in der Regel gegen solche Gefahr gefeit[4]. Um einer ungewollten Bevorzugung des einen oder anderen vorzubeugen, muss die Bezeichnung entweder Veldividuum sein oder beide Bezeichnungen müssen in einem Atemzuge genannt werden

Eine Vereinfachung der Sprache verspricht das Gender 2.0 in Fällen, wo die Frage der Diskriminierung oder des strukturellen Postkolonialismus[5] weniger oder keine Rolle spielen, wohl aber dogmatische Essgewohnheiten. Beispielhaft seien angeführt:

Kartoffelsalat, Wurstsalat, Feldsalat – all das kann als „Salat“ benannt werden und so Veganer, Vegetarier und Alles-sogar-Fleisch-Fresser versöhnen.

Eine drucktechnische Repräsentation wurde bereits mit Gender 1.0 vorgeschlagen. Diese lässt sich in vielen Fällen auch auf unter Gender 2.0 fallende Begriffe anwenden und das Dilemma auflösen:

Beispiel:              Un*Mensch

                              Des*Interessent

                              In*Dividuum (oder Veldividuum)

Schwieriger ist die korrekte Benennung für Begriffe mit präfixierter antonymischer Konnotation. Hier gibt es unterschiedliche Verfahren.

Beispiel:              Mitmensch und Ohnemensch werden entweder zu

1)     „Mensch der Bool`schen Algebra“ oder

2)     „Allemensch“

Abschluss und Ausblick

Wir konnten aufzeigen, dass es zur Weiterentwicklung der Deutschen Sprache und der ebenfalls Deutschen Bürokratie nur weniger Regeländerungen bedarf, um das System von versteckten Diskriminierungen zu befreien und damit allen In*Dividuen zu ihrem Recht sowohl auf Sichtbarkeit als auch Un*sichtbarkeit in und außerhalb der Gesellschaft bzw. Un*gesellschaft verhilft und verübelt.

In der dritten Stufe – Gender 3.0 – werden wir uns des Vorurteils annehmen, dass Worte im Deutschen immer von links nach rechts (!) gelesen werden müssen und uns dem Palindrom widmen.

Ver5 -  06.05.2024 Aufsatz zertifiziert nach sinAIѺ



[1] Bürokratie, Rechtsprechung, Politik u.s.w. Bereiche, die oft für uns unverständlich sind und von anderen offenbar beherrscht werden.

[2] Da die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht vollständig im Sinne des Gendern sein kann, wurde vereinzelt dazu übergegangen diese Anrede um „und Diverse und alle dazwischen und jenseits hiervon“ zu ergänzen. Mehrheitlich wird der Problematik aber ausgewichen und es reicht nun ein „Guten Tag“

[3] Der Ohnemensch fristet als Fiktion von Künstlern seine bedauernswerte bedeutungslose Existenz im Internet.

[4] Allerdings galt das Atom lange Zeit auch als unteilbar, bis Otto Hahn das Gegenteil bewies. Das Phänomen der Schizophrenie scheint allerdings auch bei dem für unteilbar gehaltenen Individuum für Zweifel zu sorgen.

[5] Manche Quellen schreiben auch von poststrukturellem Kolonialismus, allerdings wurden diese Quellen als Fake-Source identifiziert und unterdrückt